Sonntag, 31. Oktober 2010

Auf in den Kampf

Would you die tonight for love?
- Join Me * HIM


- Seth -

„Was meinst du damit, dass sie in Gefahr ist?“ Leahs Augen hatten sich geweitet und blickten mich starr vor Schreck an.
Doch ich schüttelte nur den Kopf, zitterte am ganzen Körper und versuchte wenigstens etwas zu begreifen. Aber es war einfach zu viel.
Meine Schwester rüttelte an meiner Schulter. Sie wirkte ängstlich und besorgt. „Seth?“
„Verdammt, Leah, ich weiß es nicht!“ Wütend und panisch zugleich sprang ich von dem Sessel auf. „Ich weiß nur, dass wir irgendwas tun müssen. Sie suchen, sie beschützen. Retten.“
Amy war in ernsten Schwierigkeiten und mit jeder Sekunde wurde meine Angst um sie größer. Wenn ihr irgendetwas zustieß …
Wieder schüttelte ich den Kopf und begann nervös im Raum auf und ab zu gehen.
„Vielleicht ist sie ja doch nach Forks zurückgefahren.“ Jared schien zu hoffen doch noch alles glücklich kippen zu können. Doch ich wusste, dass sie nicht da sein würde. Wusste es einfach.
Leah stolperte zum Telefon und wählte die Nummer der Webers. Noch während sie auf das Abheben am anderen Ende der Leitung wartete, beruhigte sie sich oder versuchte es zumindest.
„Angela? Hey, hier ist Leah Clearwater. Sag mal, ist … sind Amy und Seth da?“ Mein Herz zog sich zusammen als sich unweigerlich ihr Gesicht vor meine Augen drängte. Als ich sah, wie Leahs Schultern nach unten sackten wusste ich, dass ich richtig gelegen hatte. Sie war nicht in Forks.
„Ach so. Nein, keine Probleme. Ich weiß nur nicht, wo sie hinwollten. Ich wollte nur was von Seth wissen. Wenn sie auftauchen, kannst du mir dann Bescheid sagen? ... Danke, dass ist echt lieb von dir. Ja, tschau.“
Mutlos legte meine Schwester das Telefon wieder auf die kleine Kommode und blieb mit dem Rücken zu uns stehen. Ganz leise hörte ich ihr Schluchzen.
Emily schien als einzige die Ruhe zu bewahren. Ihre ruhige und vertraute Stimme befahl Jared die anderen zu rufen. Ich nahm nicht wirklich bewusst wahr, wann Jared ging, wann Emily mich in die Küche führte oder wann meine Brüder klatschnass durch die Tür kamen, aber ich spürte die Angst in mir unfassbar klar. Angst, alles was in meinem Leben zählte für immer zu verlieren. Bereits verloren zu haben.
Irgendwann hatten sie sich alle in der kleinen Küche versammelt. Ich spürte die Hitze, ihre nervösen Blicke, die auf mir ruhten und roch den Duft des Waldes. Meine Brüder waren besorgt, ich konnte ihre Anspannung fast spüren.
„Was sollen wir jetzt machen?“ Jacobs Stimme klang ernsthaft verzweifelt. Er dachte bestimmt darüber nach, was er tun würde wenn Nessie … Ich schloss wieder die Augen und atmete tief durch. Nein, sie würde nicht … wir würden sie finden. Alles würde gut werden.
„Ich habe ihre Spur nirgends gefunden.“ Meine Stimme war nach wie vor brüchig, voll von Schmerz, Angst und Verzweiflung. „Aber, verdammt, Jake! Wir müssen sie suchen! Überall! Ich spür, dass sie in Gefahr ist!“
„Seth“, sagte Jake und versuchte einfühlsam zu klingen, was ihm nicht wirklich gelang, „wie stellst du dir das vor? Das Gebiet hier ist riesig und wer weiß, wo sie jetzt schon ist.“
Wieder überkam mich die Hysterie. Wieder war es die Wut. Die Panik. Es war einfach grauenhaft.
„Dann suchen wir eben das ganze Gebiet ab. Die ganze Halbinsel. Wir sind viele, wir können das schaffen! Aber mit jeder Minute, die verstreicht …“ Ich riss mich zusammen. „Die Gefahr wird größer. Ich habe einfach unheimliche Angst um sie, okay? Es … es ist nicht so, dass ich mir das einbilde. Sie ist wirklich in Gefahr und ich will nicht riskieren, dass … dass das böse ausgeht …“
Mein Blick war auf die Maserung der Tischplatte geheftet.
In der Küche herrschte betretenes Schweigen. Keiner der anderen wusste, was er sagen sollte.
Wieder war es Jake.
„Okay Leute, wir machen uns auf den Weg. Wir teilen uns auf.“
Eine kleine Hoffnung durchbrach meine Verzweiflung. Ich sah Jacob ernst nicken, einen nach dem anderen eindringlich betrachten.
Mir stockte der Atem als ich sah, dass einer fehlte.
„Wo ist Sam?“, fragte ich.
Emily tätschelte mir sanft die Schulter. „Er ist noch unterwegs, ich habe ihn nicht erreicht.“
Einer unserer besten Männer war also nicht da. Unser Koordinator und Ältester. Wir würden das ohne ihn hinbekommen müssen.
„Okay, also gut. Ich geh mit Seth und Embry Richtung Nordosten, okay? Paul, du, Leah, Collin und Marc, ihr sucht im Süden –“
Das schrille Klingeln eines Telefons ließ uns alle zusammenzucken.
„Oh mein Gott.“ Emily drängte sich zwischen den großen und muskelbepackten Männern vorbei, die verwirrt im Raum standen und hastete zum Telefon.
„Hallo?“ Alle hielten den Atem an und lauschten angestrengt.
„Oh, hey! Tut mir leid, Süße, wir haben hier grad ein Problem … Ich erklär es dir später, okay? Ja, ich … ich komme und hol dich ab. Lass dir Zeit, ich brauch bestimmt eine dreiviertel Stunde. Ja, tut mir leid. Wir sehen uns. Ich dich auch. Bis gleich.“ Dann atmete sie zweimal tief durch und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
Niemand fragte nach dem Anrufer, doch Emily wusste genau, dass wir alle wissen wollten, wer es gewesen war. Eine dunkle Vorahnung beschlich mich.
Emily drehte sich schließlich doch um und fuhr sich mit ihrer vernarbten Hand durch das dunkle, glänzende Haar.
„Valeria. Sie sitzt am Flughafen und wartet. Hat jemand ein Auto für mich?“
Scheinbar war mein Sinn für Vorahnungen heute ausgeprägter als sonst.
„Hier.“ Paul warf seinen Schlüsselbund in Emilys Hände. „Er steht vor unserer Tür.“
„Danke!“ Ohne noch etwas anderes zu tun, rannte sie zur Tür und verschwand im Regen. Das Gewitter schien weitergezogen zu sein, doch der Regen prasselte noch immer erbarmungslos vom Himmel.
„Valeria?“ Quil sah mich mit großen Augen an.
„Leute, bitte! Ihr wisst genau, dass ich nichts von ihr will! Dass ich nie etwas von ihr wollte! Dass das alles nur ihre Hirngespinste waren! Wir haben jetzt wirklich wichtigere Dinge zu besprechen, als Valeria!“
„Ist ja schon gut, Seth. Wir müssen jetzt erst mal Amy suchen und finden, bevor ihr wirklich noch etwas zustößt.“ Jake hatte das Alpha-Sein wirklich im Blut. Er war der geborene Anführer. „Wie gesagt, Seth und Embry gehen mit mir in Richtung Port Angeles, Leah, Paul, Marc und Collin suchen im Süden …“
Wieder zuckten wir zusammen, als das Telefon klingelte.
Im ersten Moment rührte sich niemand, doch dann ergriff erneut Jacob die Initiative und lief zurück ins Wohnzimmer.
Wieder herrschte im Raum totenstille.
„Alice! Was …? Ja, alle sind … Was?“ Jacob war einen Moment ruhig. Und wieder einmal ahnte ich nichts Gutes.
Mechanisch erhob ich mich und ging an den anderen vorbei zum Wohnzimmer. Mein Bruder umklammerte die Anrichte mit einer Hand als würde er sich abstützen. Seine Augen waren weit geöffnet, genau wie sein Mund. Selbst im dämmrigen Licht des Unwetters erkannte ich die seltsame Färbung seiner Haut. Irgendwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung.
„Nein.“ Seine Stimme war ein leises Zittern, nicht mehr. Er klang schockiert.
Jacob blickte nicht zu mir, seine Augen waren auf den Dielenboden gerichtet.
Die Panik in mir meldete sich zurück. Es ging um Amy, da war ich mir sicher. Und es waren keine guten Nachrichten.
„Wo? Alice, kannst du uns sagen – Eine Anhöhe? Blick zum Hunger Mountain? Ja, ich weiß, wo das ist! Danke Alice, tausend Dank! – Was? Nicht mehr … Ja, wir beeilen uns, keine Sorge. Nein, wir schaffen das schon, trotzdem Danke!“
Er knallte das Telefon wieder auf den Tisch und drehte sich zu uns um.
Nur ein Blick, dann rannte er zur Tür.
Ich rannte ihm hinterher und wusste, dass die anderen nur knapp hinter uns waren.
„Jake!“ Ich schrie, kreischte fast als ich die zufallende Tür wieder zurückschlug. „Was ist passiert?“
„Wir haben keine Zeit mehr!“ Er war schon fast im Wald und zog sich sein T-Shirt über den Kopf.
Die Panik und die Sorge übermannten mich erneut und noch bevor ich die ersten Farne erreichte, wusste ich, was los war.
>Nein.<>Nein. Nein! Nein! Das ist nicht ihr ernst!<
Auch die anderen wirkten entsetzt. Doch sie hatten keine Ahnung, wie es mir ging.
Ich litt schon jetzt Todesqualen. Allein der Gedanke …
>Es tut mir so leid, Mann! Aber wir müssen uns jetzt beeilen, wenn wir ihr noch helfen wollen!< Jake war schon gut zwei Meilen voraus.
Ich lief los, während die anderen sich mit ihren Kommentaren zurückhielten.
Leah war geschockt. Auch sie hatte große Angst um sie.
Jared gab sich die ganze Schuld für alles. Ich wollte ihm nicht wiedersprechen.
Vampire. Blutrünstige Vampire. Schlimmer hätte es wirklich nicht mehr kommen können.
Ich hatte die anderen schnell wieder eingeholt, die meisten überholt.
Mein großer Körper war getrieben von der Sorge und bereit zu kämpfen. Zu kämpfen für alles, was er ersehnte.
Ich wurde fast blind durch den Wald getragen, immer hinter Jake her in Richtung Berge. Als wir Forks erreichten, rannte ich bereits Seite an Seite mit ihm.
>Seth, wir packen das schon. Wir werden sie finden. Wir bekommen das hin.< Ich wusste, dass er nicht nur mir, sondern auch sich selbst versuchte Mut zu machen. Aber es war wirklich keine gute Zeit, jetzt zu versuchen, mich aufzumuntern. Nicht jetzt, wo alles was ich wollte Amy beschützen war. Nicht jetzt, wo mein ganzes Leben auf der Kippe stand.
Er konnte mich nicht aufmuntern.
Ich war bereit zu kämpfen.
Ich war bereit zu sterben.
Wenn sie nicht mehr war, dann konnte auch ich nicht mehr leben, das wusste ich.
Ich war bereit für sie zu kämpfen, auch wenn ich mich opfern musste.
Ich war zu allem bereit.
>Soweit wird’s nicht kommen, Seth. Wir sind 16, sie sind zwei. Mach dir keine Sorgen, wir holen Amy da raus!“
Wenn wir nicht zu spät kamen.
Wir rannten dem Wetter hinterher. Der Sturm, der die Küste heimgesucht hatte, war ins Landesinnere abgezogen, direkt auf die Berge zu. Direkt dorthin, wo Amy in diesem Moment wahrscheinlich um ihr Leben bangte.
Der Regen wurde wieder stärker, das Donnern lauter.
Die Stimmen in meinem Kopf schwiegen, konzentrierten sich darauf gleichmäßig zu laufen, so schnell es nur ging. Keiner wollte über irgendwelche Konsequenzen nachdenken.
Dafür war mein Kopf bis zum Rand gefüllt mit sämtlichen Emotionen und Erinnerungen. Doch es war alles so verwirrend und unwirklich, dass ich es doch nicht erfassen konnte und einfach nur lief. Mein Kopf fühlte sich betäubt an.
Der Wald wurde dunkler und Jacob drosselte sein Tempo. Ich verstand nicht warum.
>Es sind noch gut drei Meilen bis zum Hunger Mountain. Sie muss irgendwo in der Nähe sein. Wir müssen uns aufteilen und nach ihr suchen. Es dürfte nicht allzu schwer sein, ihr Geruch ist auffällig. Jared und Paul, ihr lauft mit Brady, Luke und Zac nach Süden und sucht dort weiter. Leah, Embry, Collin, Noah und Michael, ihr geht weiter in Richtung Osten. Quil, Marc und Austin sucht im Nordwesten und Seth und Connor kommen mit mir. Wir übernehmen den Nordosten. Sobald jemand eine Spur findet, folgen ihr alle, ist das klar? Beeilt euch, wir haben nicht mehr viel Zeit!<
Das Rudel spaltete und trennte sich in alle Richtungen.
Jake rannte immer noch nicht schneller, suchte nach ihrem Geruch. Connor war direkt hinter ihm.
Die Jüngeren schienen ziemlich aufgeregt und freuten sich über die Abwechslung, auch wenn sie wussten, dass es ernst war. Nicht das sie sich über die Tatsache freuten, dass eine von uns in Lebensgefahr schwebte, nein, aber sie freuten sich darüber, dass sie endlich einmal mit Vampiren kämpfen durften.
Ich rannte schneller als die beiden anderen, wollte in nördlichere Gebiete vordringen. Die bewaldeten Täler umgaben das gesamte Gebiet hier, wir hatten noch eine Menge vor.
Jacob war der Meinung, wir sollten lieber zusammenbleiben und nicht mehr als eine Meile Abstand voneinander haben, doch ich hörte nicht auf seine Gedanken. Ich wusste zwar, dass er mich jederzeit mit einem Befehl zurückholen konnte, doch ich wusste auch, dass er das nicht bringen würde. Nicht jetzt.
Es wiederstrebte ihm sowieso, doch er wusste, wie nah an einem Nervenzusammenbruch ich eh schon war, da wollte er mich nicht noch dadurch strafen. Ich kannte ihn zu gut.
>Seth, bitte!<
>Was hast du denn? Wenn ich etwas finde, dann … es ist doch besser, wenn wir uns aufteilen, dann haben wir eine höhere Chance sie zu finden!<
>Also wir haben hier noch nichts gefunden<, meldete Jared sich zu Wort. Er klang noch immer deprimiert und schuldig.
> Wir suchen noch<, Collin hingegen wirkte richtig aufgedreht.
Ich durchquerte das flache Flussbett eines schmalen Baches und jagte weiter durch den Wald.
Irgendwo musste sie doch sein, verdammt noch mal!
>Ähm, Jake?< Quil. Ich erstarrte fast, als ich den Geruch erkannte, den er gerade gefunden hatte.
Amy! Wir waren also richtig!
>Quil, wo bist du?<
>Oben, in der Nähe von Bigler Mountain.<
>Gut, Leute, ihr schlagt jetzt alle den schnellsten Weg nach Norden ein! Quil, ihr lauft weiter Richtung Westen, wir verfolgen die Spur nach Osten!<
>In Ordnung.<
Ich lief weiter durch das Tal und versuchte die nächste Biegung nach Westen zu bekommen. Amy konnte nicht mehr weit sein, ich spürte sie schon beinah.
>Seth! Komm zurück, du bist schon viel zu weit im Osten!<
>Ich nehm die nächste Strecke nach Westen, die ich finden kann. Ich will nicht über die Berge, Jake!<
>Okay, aber beeil dich, ja? Quil, ich bin gleich bei euch!<
>Wir haben eure Spur, Jacob, wir sind auch auf dem Weg<, Paul war auf Connors Laufroute gestoßen.
>Alles klar.<
>Jacob, wir kommen zurück! Wir sind fast am Highway, Amys Spur führt auf den Wanderweg zurück. Lauft nach Osten weiter!< Quil machte mitten im Wald kehrt und rannte Jacob wieder entgegen.
Vor mir fand ich eine kleine Lichtung und raste Richtung Westen weiter, während die anderen sich koordinierten. Ich war weiter abgekommen, als ich gedacht hatte.
Doch plötzlich erstarrte ich.
Direkt vor mir war Amys Spur. Keine fünf Minuten alt! Ihre Nähe war also doch keine Einbildung gewesen!
Ich folgte dem Geruch und gelangte an den Fuß eines Berges. Er war an dieser Seite unbewaldet und die Schlammmassen kamen mir nur so entgegen.
>Seth! Verdammt, wo bist du?! Du wirst nicht allein gegen sie kämpfen!<
Ich versuchte einzugrenzen, wo ich war, doch ich konnte mich nicht wirklich konzentrieren.
Ich spürte Amy, spürte die Gefahr, die schon in der Luft lag, ich spürte sogar die Kälte und den Durst meiner Feinde. Ich konnte sie schon riechen.
>Seth! Nein! Du wartest auf uns!<
>Ich kann nicht, Jacob! Sie ist hier! Ich bin fast da! Ich kann sie nicht einfach sterben lassen!<
>Du wirst umkommen!<
>Es ist nicht das erste Mal, dass ich es mit Vampiren zu tun habe!<
>Wir kommen, halt sie in Schach, okay? Aber riskier nichts!<
Doch ich konnte ihm nichts versprechen. Ich würde tun, was ich tun musste um sie zu beschützen.
Ich hatte mich fast den gesamten Berg hochgekämpft, war oben angekommen.
Blitz und Donner begleiteten die Szene, die mich oben empfing.
Eine Frau und ein Mann, beides Vampire, unübersehbar, die langsam auf Amy zugingen, die immer weiter zurückwich und sich scheinbar den Hang hinunterstürzen wollte.
Ihr süßlicher Geruch lag bleiern über der Kuppe. Ich überließ mich meinen Instinkten. Den Instinkten, Amy zu schützen.
Ein lautes Knurren entwich meiner Kehle und alle drei drehten sich zu mir um. Alle drei rissen verwirrt die Augen auf. Amy schrie auf.
>Seth, bau keinen Mist!<
Ich ignorierte meinen Alpha und ging zähnefletschend auf meine Gegner zu.
Die Vampirdame schien sich der Herausforderung nur zu gern stellen zu wollen und kam grinsend auf mich zu. Der Mann bewegte sich nicht von der Stelle, blickte nur mit seinen dunkelroten Augen zwischen Amy und mir hin und her.
Amys Angst konnte ich noch deutlicher spüren als zuvor. Sie hatte Todesängste.
Ich versuchte auszublenden, was sie wohl denken würde, was vorhin passiert war, und stellte mich meiner Gegnerin. Ich musste sie überwinden und den Mann aufhalten, bevor er sich auf Amy stürzen konnte.
„Hallo, mein Süßer.“ Die Stimme dieses abscheulichen Wesens war klar und hell. Ihren süßlichen Atem roch ich trotz des starken Regens.
Ohne noch weiter auf ihre Plauderei einzugehen, sprang ich und warf sie zu Boden.
„NEIN! SETH!“ Amys Schrei war eher ein Kreischen. Ich dachte, Angst, Panik und Sorge herauszuhören.
Auch Jacob mahnte mich erneut. >Seth! Connor und ich sind fast da, okay? Wir müssen nur noch diesen dummen Berg hoch! Halt dich zurück!<
Ich riss an ihrem Handgelenk und warf ihren Unterarm den Hügel hinunter. Das reißende Geräusch wurde von Amys Schreien und den Donnerschlägen begleitet. Auch der Vampir unter mir schrie. Vor Schmerz, wie ich hoffte. Doch sie gab nicht auf und versuchte, mir ihre Zähne in das linke Vorderbein zu schlagen. Ich zog weg.
Von hinten bekam ich einen heftigen Schlag und landete im Gras. Wieder schrie Amy.
Ihr Begleiter hatte sich dazu entschlossen, Amy vorerst zu verschonen und stattdessen seine Gefährtin zu verteidigen.
Seine dunklen Augen glitzerten mich gefährlich an und sein Gesicht war verzerrt zu einer Maske des Zorns und des Schmerzes. Er warf sich wieder auf mich und trat mir gegen den Kopf.
Ich spürte die plötzliche Wärme an meinem Hinterkopf deutlich, doch ich fühlte keinen Schmerz.
Ich stand wieder auf und sprang auf den Vampir zu.
Irgendetwas brach, als er mich von sich stieß.
Amys Schreie wurden nicht weniger. Sie wurden nur noch lauter, hysterischer.

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