Sonntag, 31. Oktober 2010

Wer wartet schon auf SIE?

Geliebt zu werden kann eine Strafe sein.
Nicht wissen, ob man geliebt wird, ist
Folter.
-
Robert Lembke

- Seth -

Jake? Hey Mann! Alles klar?
Hey Seth! Tut mir leid, ich muss noch was mit Sam besprechen, wegen der Hochzeit. Könntest du mal bitte kurz ruhig sein?
Ja, klar, kein Thema. Ich lauf noch eine Runde.
Was hatte ich auch erwartet? Jake und der Rest des Rudels, ach was, ganz La Push war in die Planung für die anstehende Hochzeit vertieft. Die Nächste. Nachdem sich Sam und Emily im Frühjahr das Jawort gegeben hatten, waren jetzt die nächsten dran: Rachel und Paul.
Dieses ganze Prägungs-Zeug konnte einem wirklich auf die Nerven gehen. Anfang des Jahres war wieder einer dazugekommen: Embry. Als wären es nicht mal langsam genug!
Seth, bitte! Ich muss mich konzentrieren!
Ist ja schon gut, Jacob!, antwortete ich gereizt - sofern das in Gedanken möglich war. Ich versuchte mich auf den Wald vor mir zu konzentrieren. Das Grün sauste an mir vorbei, während ich das Gebiet zwischen La Push und Forks ablief. Zur Abwechslung kamen mal ein paar Sonnenstrahlen durch die sonst so dichte Wolkendecke über der Olympic Halbinsel, aber davon merkte ich im Wald nicht gerade viel. Alles war ein bisschen heller als sonst, mehr nicht. Und es war wärmer. Aber so war das ja im Sommer für gewöhnlich, selbst hier am verregnetesten Fleckchen Nordamerikas.
Vielleicht hätte ich doch bei den anderen in La Push bleiben sollen, ein bisschen am Strand rumhängen oder bei den Vorbereitungen helfen. Nein, dachte ich mir, hier war ich besser dran, auch wenn Jake sich gleich wieder beschweren würde. Ich musste da mal für eine Weile raus. So gern ich sie auch alle hatte und so sehr ich mich für Paul und Rachel freute, so sehr brauchte ich doch mal ein bisschen Ruhe vor ihnen.
Seth …
Ich bin schon weg. Ich guck mal bei Edward vorbei.
Grüß Nessie von mir, okay?! Sag ihr, ich komme vorbei, sobald ich hier fertig bin!

Ich hörte in Jakes Stimme, dass er es kaum abwarten konnte, endlich wieder zu ihr zu kommen. Sobald er bei den Cullens ankommen würde, wäre ich weg. Immer diese geprägten Traumpaare, ich verstand das einfach nicht!
Kein Thema, Mann!, antwortete ich ihm.
Du findest sie schon auch noch Seth! Irgendwann, wenn du überhaupt nicht mehr damit rechnest. Ich bin mir sicher, sie wartet nur darauf, endlich in dein Leben zu treten!
Jacob, bitte! Warum mussten diese Personen, die ihre wahre zweite Hälfte bereits gefunden hatten, immer so von der Idee besessen sein, dass alle anderen das gleiche Schicksal haben wollten wie sie? Ich war mir nicht so sicher, ob ich das überhaupt wollte. Wenn man keine Einfluss darauf hatte … Aber wer wusste schon, ob ich überhaupt jemals geprägt werden würde? Es war doch immer noch ein Mythos, oder? Eine Legende, wie so viele andere auch. Aber was waren in dieser Welt schon Legenden?
Vor mir erschien die große, weiße Villa und der Geruch wurde etwas unangenehm. Aber nur ein wenig. Ich hatte mich ziemlich daran gewöhnt.
Im Schatten der Bäume verwandelte ich mich zurück in meinen menschlichen Körper und zog mir schnell meine Sachen an.
Hoffentlich war auch jemand zu Hause.
Als ich Edward im Fenster stehen sah, wusste ich, dass ich mit meinen Gedanken schon wieder nicht alleine war und er schien das zu merken. Er setzte ein verlegenes Grinsen auf und öffnete mir die Tür, bevor ich auch nur einen Fuß auf die Treppe zur Veranda gesetzt hatte.
„Schön dich zu sehen, Seth!“
„Hey Edward.“
„Ist … ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst ein bisschen, naja, genervt?“ Edward schaute mich leicht besorgt an.
„Genervt ist wohl ein guter Ausdruck. Immer diese ganzen geprägten Traumpaare! Ich weiß auch nicht, irgendwie gehen die mir ganz schön auf die Nerven!“ Mehr musste ich Edward nicht sagen, er sah alles was ich meinte und sagte in meinen Gedanken. Immer noch eine unheimliche Vorstellung, aber man gewöhnte sich an so vieles, wenn man Teil der Legenden war.
„Ich glaube, Jake hat Recht, Seth. Auch du wirst SIE noch finden …“
Ich stöhnte auf. „Du nicht auch noch!“
Er lächelte mich an. „Dir ist doch klar, dass ich zwar nicht geprägt wurde, aber meine wahre Hälfte in gewisser Weise auch gefunden habe. Es fällt mir unter diesen Umständen schwer zu bezweifeln, dass es für dich nicht auch so etwas Wundervolles geben sollte.“
„Ja, bestimmt … Wundervoll“, murmelte ich vor mich hin.
„Glaub mir Seth, wenn du es einmal erlebt hast, kannst du überhaupt gar nichts mehr dagegen tun.“
Warum war ich eigentlich her gekommen? Ich mochte Edward und die Cullens, natürlich. Nessie gehörte ja schon zur Familie. Sie alle gehörten in gewisser Weise dazu. Aber war ich hergekommen um mir noch mehr Geschichten über die große Liebe anzuhören? Bestimmt nicht.
„Okay, ich hör damit auf. Aber du darfst an die Sache nicht zu verkrampft rangehen. Leb einfach dein Leben und hör auf, auf sie zu warten. Sie wird schon kommen.“
Als ob ich SIE suchen würde!
„Du kannst mir nichts vormachen, Seth. Ich weiß es. Und ich weiß, dass es dich fertig macht uns alle so … glücklich zu sehen. Aber wie gesagt, sie wird kommen. Ganz bestimmt.“
„Themawechsel. Ich soll Nessie grüßen!“ Aber war das wirklich so ein großer Themawechsel? „Jake kommt nachher nochmal vorbei. Wie geht’s ihr?“
„Alles bestens. Bella wollte mit ihr nach La Push fahren und Billy bei den Vorbereitungen für die Hochzeit …“
„Okay, okay. Hmm … gibt’s sonst irgendwas Neues?“

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