Sonntag, 31. Oktober 2010

Besuch bei Vampiren

Cause all you people are vampires
- Arctic Monkeys * Perhaps Vampires Is A Bit Stronger But …


- Amy -

Als ich das helle Licht durch die Jalousie in Angelas und mein Zimmer fallen sah, war ich mir fast sicher, alles geträumt zu haben. Konnte ich – gerade ich! – so ein riesen Glück haben? Einen zu bezaubernden – und verzauberten – Jungen zu treffen und ihn nie wieder hergeben zu müssen – mein Schicksal? Es schien mir wie ein wundervoller Traum; der Schönste, den ich je geträumt hatte.
Doch als ich so dalag und die helle Decke musterte, wurde mir klar, dass mein Traum real war. Die wahrhaftige Wirklichkeit.
Ich merkte, wie meine Mundwinkel nach oben wanderten.
Seth.
Tief atmete ich ein und aus. Was er mir erzählt hatte, was ich gesehen und gespürt hatte; - das alles hatte ich gut abgespeichert. Keines seiner Worte würde ich je vergessen. Und auch keine seiner Geschichten.
Ungläubig versuchte ich meinen Kopf auf dem Kopfkissen liegend zu schütteln. Er war tatsächlich ein Wolf. Unfassbar. Unmöglich.
Fast.
Ich hatte ihn gesehen, sein weiches Fell berührt. Kein Zweifel. Seth war wirklich ein Wolf. Manchmal jedenfalls.
Langsam drehte ich mich auf die Seite und schaute zu Angelas Bett. Sie schaute zu mir.
„Morgen“, murmelte sie verschlafen.
„Einen wunderschönen guten Morgen“, wünschte ich ihr hellwach, obwohl ich auch erst vor wenigen Minuten aufgewacht war. Die Vorfreude, Seth wiederzusehen, machte mich lebendig. Auch wenn der Plan für den heutigen Tag beängstigend war. Seths Vampir Freunde besuchen. Es fiel mir immer noch schwer zu begreifen, dass die kleine Alice oder die liebenswerte Esme Blutsauger sein sollten.
„Du bist ja schon so wach …“ Angela grummelte vor sich hin, gähnte und zog sich die Decke über den Kopf. Ich musste lachen.
„Schlaf noch eine Runde“, sagte ich zu ihr, während ich langsam unter der warmen Decke hervorkroch und meine Sachen vom Boden klaubte. „Ich geh erst mal duschen.“
„Mach das“, hörte ich Angela noch müde sagen, dann hatte ich die Tür schon hinter mir geschlossen. Der hellgelbe Flur war still. Meine Cousins schienen noch zu schlafen. Leise schlich ich an ihrem Zimmer vorbei und öffnete die Badezimmertür.
Durch die Baumwipfel vor dem Fenster strahlte die Sonne herein. Ich warf einen Blick auf die Uhr. 8.22 Uhr. Es war später, als ich gedacht hatte und mir blieben noch knappe anderthalb Stunden, bis Seth mich abholen wollte.
In dieser Zeit musste ich mir noch überlegen, was ich Angela erzählte, falls sie mich zu den Plänen des heutigen Tages befragen würde. Dass ich eine ihrer besten Freundinnen und deren Vampirfamilie besuchen wollte, um mehr über die magische Welt meines Freundes – MEINES FREUNDES! – herauszufinden, konnte ich ihr schlecht sagen. Außerdem musste ich noch erklären, was wir ohne Auto machen wollten, und wie Seth überhaupt hergekommen war.
Ich hatte meine Shorts und das mir viel zu große T-Shirt, das ich zum Schlafen trug, ausgezogen und mich unter die heiße Brause gestellt. Warmes Wasser half mir oft beim Nachdenken.
Der letzte Punkt auf meiner Erklärungsliste war vielleicht der einfachste. Seine Mutter könnte ihn mitgenommen, aber vorn, am Freeway, abgesetzt haben, weil sie noch einkaufen fahren musste. Stumm nickte ich, während ich meine Haare einseifte. Das war gut.
Und wir könnten sagen, dass wir in den Wald gehen wollten. Wandern oder so. In den Wald würden wir ja auch schließlich gehen. Aber ich würde ganz bestimmt nicht wandern.
Ob Angela mir das glauben würde? Sie wusste, was ich von Wandertouren hielt. Würde sie es mir glauben und denken, ich würde es aus Liebe tun? Aber was blieb ihr auch anderes übrig? Sie würde also denken, ich machte eine Wanderung mit Seth.
Ich stellte das Wasser ab, griff nach meinem Handtuch und hüllte mich darin ein. Das Badezimmer war vergleichsweise kalt. So schnell es ging, schlüpfte ich in meine Sachen und nahm den Föhn von der Ablage.
Zehn Minuten später war ich auf dem Weg in die Küche. Schon nach Verlassen des Badezimmers hatte ich gehört, dass meine Cousins wach waren. Aus der Küche hörte ich sie laut rufen. Sie schienen sich über irgendwas zu streiten und kurz davor zu sein, dass es in ein Wrestlingmatch ausartete. Jungen.
In der Küchentür blieb ich stehen. Sie standen sich zwischen Tisch und Herd gegenüber. Isaac hatte irgendeine kleine schwarze Plastikfigur in der Hand und hielt sie nach oben. Joshua versuchte danach zu greifen und schrie seinen Bruder an. Auf dem Tisch sah ich eine umgestoßene Cornflakesschachtel.
„Morgen, Jungs!“ Ich versuchte so unbeeindruckt wie möglich zu klingen.
Vollkommen perplex drehten sich beide zu mir. Anscheinend hatten sie mich nicht kommen hören.
„Amy! Isa hat mir meine Batmanfigur geklaut!“
„Deine?!“ Sein Zwillingsbruder schien empört. „Das ist ja wohl ganz klar MEINE!“
„Ich hatte sie aber zuerst!“
„Ich hab sie vor dir gesehen!“
„Hast du gar nicht!“
„Hab ich wohl!“
Ich verdrehte die Augen. „Jungs, Jungs, Jungs“, sagte ich beschwichtigend, „Ganz ruhig, okay? Ihr gebt mir jetzt die Figur und frühstückt erst mal.“
„Und wer bekommt sie dann?“, frage Josh.
„Ich werd’s mir überlegen. Vielleicht der, der diese Sauerei hier weggeputzt hat?!“ Ich deutete mit dem Kopf auf den Tisch. Sofort griff Joshua sich den Lappen aus der Spüle und schob die Cornflakes zurück in die Schachtel. Isaac krallte sich ein Glas von der Anrichte und zog mit den Händen alle Cornflakes zu seiner Tischseite hinüber, die er bekommen konnte. Josh wischte noch schneller mit dem Lappen.
Ich seufzte. „Okay, Jungs. Gebt’s auf! Setzt euch einfach hin und esst, in Ordnung? Wir entscheiden das mit Batman nachher.“
Die beiden ließen ihre Hände langsamer über den Tisch fegen und legten schließlich ihre Sammelbehälter zur Seite. Dann nahmen sie sich jeder eine Schüssel, füllten sie mit Milch und den übriggebliebenen Cornflakes und zogen Richtung Wohnzimmer ab.
Während ich mir einen Tee kochte hörte ich sie erneut rumschreien. Es war zwecklos, sie versöhnen zu wollen.
Da ich keine Lust auf das Kinderprogramm hatte, setzte ich mich mit der Zeitung an den Küchentisch und las. Am Wochenende war nichts Weltbewegendes passiert. Jedenfalls nichts, für die gesamte Menschheit, Weltbewegendes. Meine Welt war total auf den Kopf gestellt worden. Und keiner hatte es mitbekommen. Keiner in der großen weiten Welt.
Urplötzlich riss mich Angela aus meinen Gedanken. Sie kam immer noch gähnend in die Küche und lächelte mir verschlafen zu. „Morgen.“
„Hey. Bist du nochmal eingeschlafen?“
„Fast. Aber bei dem Lärm hier unten? Ich freu mich schon, wenn die beiden in zwei Wochen mit Dad campen fahren. Wir werden hier eine himmlische Ruhe haben, ich sag’s dir!“
Verwirrt schaute ich sie an. „Wolltest du mit Ben nicht auch wegfahren?“
Auch Angela nahm sich eine kleine Schüssel aus dem Schrank und füllte sie mit Milch und Cornflakes. Hochkonzentriert, wie es schien.
„Er musste absagen. Er soll mit seinem Vater nach Kansas und seinem Bruder beim Umziehen helfen.“
„Oh. Verstehe. Tut mir leid.“
„Ich werd’s schon überleben, hoffe ich. Aber du bist ja auch noch hier.“ Angela drehte sich zu mir herum und lächelte. Verlegen schob ich die Müslireste durch die Schale und merkte, wie meine Haut heißer wurde.
„Stimmt“, sagte Angela seufzend, „Du bist ja auch schon verplant.“
„Tut mir leid“, murmelte ich.
„Nein, mach dir keine Vorwürfe. Ist schon in Ordnung.“ Sie setzte sich mir gegenüber hin und begann zu frühstücken. Ihre Miene war nachdenklich und wir schwiegen. Ich wusste nicht, was ich hätte sagen können.
Meine Cornflakes hatten sich mit Milch vollgesogen und schwammen einzeln vor sich hin, während ich meinen Löffel zwischen ihnen kreisen ließ.
„Soll ich dich nachher wieder nach La Push bringe?“, fragte Angela und riss mich erneut aus meinen belanglosen Gedanken. Jetzt kam mein Part.
„Seth kommt her.“ Angela nickte und ich tat es ihr nach.
„Was habt ihr vor?“ Sie schob sich einen Löffel in den Mund und schaute mich gespannt an.
Beinah hätte ich gesagt, dass wir die Cullens besuchen wollten, doch ich besann mich noch rechtzeitig und sagte schlicht und einfach „Wandern.“
Angela sah mich ungläubig an. „Du willst wandern?“
Ich zuckte mit den Achseln und schaute wieder in die Schale. „Warum nicht?“
Sie kicherte leise. „Du musst ihn wirklich sehr mögen!“
Ich sah wieder auf und lächelte. Ihr Blick war freundlich und prüfend zugleich.
Mehr, als du dir vorstellen kannst, dachte ich mir. Ich hatte den starken Drang, ihr alles zu erzählen.
Von Seth, seiner Liebe, den Wölfen, den Vampiren – doch ich konnte nicht. Seth hatte mir gesagt, dass sie unentdeckt bleiben mussten. Jeder, der es wusste, war in gewisser Weise in Gefahr. Ich durfte es niemandem sagen.
„Viel zu sehr“, sagte ich dann einfach und sah, wie ihr Blick zärtlich wurde.

Als es klingelte, war ich wieder im Bad. Zum siebten Mal in einer Viertelstunde kämmte ich mir die Haare. Angela hatte gemerkt, dass ich total aufgedreht war, hatte aber nichts weiter gesagt. Sie dachte, es läge an meiner Vorfreude, Seth wiederzusehen. Tat es ja auch. Zu einem gewissen Teil.
Ich konnte es kaum erwarten, den liebevollen Blick aus seinen dunklen Augen auf mir ruhen zu sehen. Aber ich war auch aufgeregt, weil wir nicht wandern würden. Nicht nur aufgeregt, auch ängstlich. Aber von diesen Sorgen ahnte meine Cousine nichts.
Die Person im Spiegel sah nervös aus. Die leicht gewellten Haare umrahmten ihr Gesicht. Konnte man so – vollkommen normal und unscheinbar – eine wunderschöne Vampirfamilie besuchen?
Angela öffnete unten die Tür, ich ließ das Spiegelbild zurück und hastete zur Treppe.
„Sie müsste gleich kommen …“, sagte sie und da polterte ich auch schon die Stufen runter. Seth strahlte mich an und ein Gefühl der Erleichterung durchströmte mich. Alle Sorgen waren vergessen.
Fast alle.
Ich stürmte auf ihn zu, blieb aber neben Ang stehen.
„Hallo“, hauchte ich atemlos.
Sein Grinsen wurde noch breiter. „Hi, Amy.“ Es war zu schön, seine wundervolle Stimme zu hören.
„Ich lass euch dann mal allein … wollt ihr noch was zu essen mitnehmen?“ Angela hatte sich schon halb umgedreht. Seth sah mich kurz fragend an.
„Wandertour“, sagte ich lautlos. Er verstand.
„Nein, danke Angela, meine Mum hat uns schon was eingepackt.“ Sein Grinsen schien den ganzen Raum zu erhellen.
„Na dann. Viel Spaß und bis … später irgendwann.“ Sie lächelte mir noch einmal zu und verschwand wieder in der Küche.
Seth nahm meine Hand und zog mich aus der Tür. Kaum hatte er sie hinter sich geschlossen, lag ich wieder in seinen Armen. „Noch zehn Minuten länger und ihr wäre verrückt geworden“, murmelte er leise.
Ich musste kichern. „Ich wette, du hast dich seit gestern Abend noch mindestens einmal rein zufällig in der Nähe herumgetrieben.“ Er hatte mir auch von seinem Ausflug hierher erzählt.
„Schon möglich.“ Seth lachte wieder dieses wunderschöne Lachen und ließ mein Herz noch schneller rasen. „Aber nur rein zufällig.“
Unmöglich.
Unmöglich, dass er mich so sehr liebte. Unmöglich, dass er sich so benahm. Unmöglich, dass er ein Wolf war. Unmöglich, dass Ich gleich Vampire besuchen ging.
Unmöglich war ein vielsagendes Wort.
„Wollen wir jetzt mal loswandern?“ Er lehnte sich wenige Zentimeter zurück und schaute mich an. Sein heißer Atem traf genau mein Gesicht und sein Blick war ein Hochgenuss.
„Du läufst, ich sitze“, entschied ich mit leicht vernebelten Gedanken.
Erstaunlicherweise konnte sein Grinsen noch breiter werden. „Abgemacht.“
Dann lehnte er sich zu mir herunter und küsste mich. Unmöglich, dass er so gut küssen konnte.

Seth nahm wieder meine Hand und wir gingen in den Wald auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Als es dunkler wurde, holten mich die Sorgen wieder ein. Seth schien das zu spüren.
„Du brauchst keine Angst zu haben“, sagte er beruhigend, „Sie würden dir nie etwas antun. Außerdem – du kennst sie doch schon. Mach dir keine Sorgen, okay?“ Sein Lächeln beruhigte mich. Nickend dachte ich wieder nach. Die Begegnung vor zwei Tagen kam mir vor, als läge sie Jahre zurück. Ich hatte Vampire getroffen. Völlig ahnungslos. Seth hatte mit Sicherheit Recht. Sie würden sich nicht anders verhalten, als auf der Hochzeit. Sie würden mich nicht umbringen. Sie würden genauso nett sein. Vor meinem inneren Auge lächelte Alice mich an. Höchstwahrscheinlich war meine Panik vollkommen unbegründet. Schließlich verbrachte ich ja auch die meiste Zeit mit Wolfsmenschen, wer hatte da schon Angst vor Vampiren?
„Ich glaube, du hast Recht“, sagte ich langsam, denn Seths besorgter Blick ruhte immer noch auf mir.
Glücklicherweise verschwand er wieder und Seth verdrehte nur die Augen. Dann blieb er stehen.
„Warte hier, ich bin sofort wieder da.“ Er küsste mich noch einmal schnell aufs Haar und verschwand dann hinter den Farnen.
Langsam fing ich an zu zählen. Ich war gerade bei zwölf, da stand er schon wieder neben mir. Wieder der Wolf. Das Grinsen hatte sein Gesicht nicht verlassen. Auch ich fing an zu lächeln. Tyler und ich hatten uns immer einen Hund gewünscht. Ich hatte meinen scheinbar bekommen.
Seth ließ ein kleines Bündel in meine Hände fallen, dann trabte er wieder zu einem Baum, von dem aus ich mich auf seinen Rücken schwingen konnte.
Kaum saß ich oben drauf, schon lief er los. Er wollte unbedingt zu seinen Vampiren.
Auch von seiner ungewöhnlichen Freundschaft hatte Seth mir erzählt. Er meinte, dass er die Cullens einfach mögen würde und sie nie eine Bedrohung gewesen sein. Seine eigentlichen Feinde, diejenigen, die er zu töten gemacht war – sie waren seine Freunde. Schlicht und einfach. Seth hatte einen außergewöhnlichen Charakter. In der Kirche hatte ich mal von Feindesliebe gehört …
Er war stehengeblieben.
Wir waren da.
Oder fast. Noch waren wir im Wald, aber es konnte nicht mehr weit sein.
Ich sprang von seinem Rücken, hielt ihm behutsam seine Kleider hin und lehnte mich gegen einen Baumstamm. Irgendwo in der Nähe rauschte ein Fluss.
„Können wir?“ Schon stand Seth wieder neben mir und lächelte mir zu.
Noch einmal atmete ich tief ein und wieder aus und nickte. „Lass uns gehen.“ Ich griff nach seiner Hand und wir bahnten uns den restlichen Weg durch die Büsche.
Wie aus heiterem Himmel landeten wir am Rand einer großen Wiese.
Ich hätte ja mit allem gerechnet, aber nicht mit so einem Haus. Villa. Wie auch immer.
Der große, weiße Bau stand anmutig auf der Wiese und wurde von hohen Bäumen umgeben. Sechs ziemlich alten Bäumen. Ihre Kronen waren sehr weitläufig und überdachten einen großen Bereich der Wiese. Das Haus mit den drei Etagen hatte eine überdachte Veranda, die das Erdgeschoss umgab, und sah aus, wie aus einem alten Film. Es war wunderschön.
„Nicht das, was du erwartet hast?“ Seth grinste mir amüsiert zu.
„Nein – nicht ganz.“ Ganz und gar nicht. Ich zog die Augenbrauen zusammen. So wohnte man also als Vampir …
Langsam gingen wir weiter auf das zeitlose Gebäude zu. Nervös strich ich mir über die Haare.
Plötzlich öffnete sich die Tür und ein kleines schwarzhaariges Etwas sprang direkt auf den Rasen, kaum zwei Meter von uns entfernt. Ich keuchte auf vor Überraschung und Entsetzen.
„Alice“, murmelte Seth leise.
„Hey, Seth! Hi, Amy! Warum habt ihr nicht gesagt, dass ihr kommt?“ Alice lächelte uns freundlich zu und langsam beruhigte ich mich, bis mir wieder einfiel, was sie war. Aber Seth hatte gesagt, sie waren nicht gefährlich und mein erster Eindruck von ihnen war ja auch nicht negativ gewesen.
Ich versuchte zurück zu lächeln und dachte daran, dass ich Alice am Samstag gemocht hatte.
Seth überging ihre Frage. „Sind die anderen auch da?“, fragte er neugierig.
„Jasper, Rose und Esme sind auf der Jagd -“ Sie warf mir einen behutsamen Blick zu. „Und Carlisle ist arbeiten. Aber sonst sind alle hier. Kommt mit!“
Alice nahm meine andere Hand und ehe ich darüber nachdenken konnte, was sie eben gesagt hatte, zog sie mich auch schon vorsichtig zum Haus. Oben auf der Veranda ließen ihre kalten Finger meine los und sie trat ein. Seth schaute mich noch einmal aufmunternd an, dann ging er mir voraus in das Haus der Vampire.
Wieder war ich überrascht. Zwar konnte ich hinter Seths Rücken nicht den gesamten Raum erkennen, aber das, was ich sah, war sehr stilvoll.
Helle Töne, das Meiste in Weiß gehalten. Eine breite, offene Wendeltreppe schlang sich in die nächste Etage empor und links von der Tür stand ein großer, weißer Flügel. Auch der Raum schien ziemlich groß zu sein. Ich lehnte mich nach links und blickte an Seths Arm vorbei. Der Mund klappte mir auf, als ich die Glaswand sah, die die gesamte hintere Wand einnahm. Man hatte einen atemberaubenden Blick auf den Fluss, der sich hinter dem Rasen durch die Landschaft schlängelte und die Olympic Mountains, die sich hinter den Wäldern erhoben. Schöner konnte man hier kaum wohnen.
„Seth!“ Ich ging noch einen Schritt an seiner großen Gestalt vorbei, sodass ich neben ihm stand und erkennen konnte, wer ihn da so freudig begrüßen wollte. Lächelnd und erschrocken zugleich erkannte ich das kleine, perfekte Gesicht, das ihn anlächelte. Renesmee. Die Kleine sprang leichtfüßig vom Sofa, wo sie mit ihrer Mutter und ihrem Vater gesessen hatte und lief auf uns zu. Sie reichte mir kaum bis zur Hüfte und umklammerte Seths Beine. Der lachte.
„Hey, Nessie. Wie geht’s dir?“
Ihre braunen, intelligenten Augen schauten zu ihm auf. „Sehr gut.“ Dann huschte ihr Blick zu mir und wurde fragend.
„Seth, Amy. Schön euch zu sehn.“ Edward und Bella waren aufgestanden und kamen auch zu uns, während Alice sich neben Emmett aufs Sofa gesetzt hatte und alles von dort beobachtete.
„Hallo.“ Seth lächelte die beiden mit seinem fröhlichen Grinsen an und auch Edward begann zu lächeln.
„Schön euch zu sehen“, sagte Bella mit ihrer wunderschönen Stimme. Ihre Schönheit war nicht zu übertreffen. Still fragte ich mich, ob Seth sie wohl schöner fand als mich.
Im nächsten Moment schauten alle auf Edward, der leise angefangen hatte zu lachen.
Richtig. Der Gedankenleser. Ich schaute verlegen zu Boden.
Ich spürte Seths neugierigen Blick von der Seite, während Edward wieder ruhiger wurde.
„Wollt ihr euch setzen?“ Bella wendete die Aufmerksamkeit schnell auf etwas anderes. Sie schaute hauptsächlich zu mir und ihre honigfarbenen Augen hatte etwas Warmes, Herzliches, fast so, als würde sie meine Lage verstehen.
Stumm nickte ich und ging mit Seth, der immer noch meine Hand hielt, und mit der anderen Renesmee hochgehoben hatte, zur Couch.
Mir gegenüber saß Emmett. Wieder erkannte ich die seltsame Mischung aus harten Muskeln und kindlichem Lächeln. Er grinste mich an und lachte laut auf, als meine Haut heißer wurde. Das machte es noch schlimmer.
„Das habe ich vermisst!“, brachte er unter schallendem Lachen hervor. „Wir sollten viel öfters Menschen einladen!“
Bei seinen Worten schauderte ich. Menschen. Es klang, als würde er über Tiere reden. Nahrung.
Aber eigentlich hatte ich keine Angst. Wenn ich ehrlich war, fühlte ich mich hier sogar ganz wohl. Mit Seth neben mir würde ich mich wahrscheinlich überall wohl fühlen, aber die Vampirsache machte mir weniger aus, als ich gedacht hatte. Solange ich nicht zu genau darüber nachdachte.
„Emmett“, sagte Edward, „Bitte.“
„Was denn, ist doch so. Charlie, Jake und die anderen werden nie Rot!“
Alice verdrehte genervt die Augen und grinste mir wieder fröhlich zu. „Achte gar nicht auf ihn.“
Emmett verzog schmollend das Gesicht und verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust. Dann war er still.
„Da musst du sie schon selbst fragen, Nessie“, sagte Edward liebevoll. Hatte ich etwas … Gedanken lesen, richtig. Ob man wohl immer nur die Hälfte verstand, wenn man mit Edward redete?
Dann hörte ich wieder den Klang von Renesmees wunderhübscher Stimme. Die Kleine redete mit mir. „Darf ich dir etwas zeigen?“ Sie hatte sich auf Seths Schoss herumgedreht und ihre Augen blickten mich friedlich an. Sie erinnerten mich an Schokolade. Vollmilchschokolade.
„Ähm, klar. Warum nicht.“
Lächelnd rutschte sie näher an mich heran, bis sie ihre kleinen Händchen ausstreckte und sanft an meine Wangen legte.
Ich zuckte erschrocken zusammen, als der Raum plötzlich verblasste und ich vor meinem inneren Auge neue Bilder sah. Sie wollte mir etwas ZEIGEN.
Vollkommen perplex betrachtete ich die bunten, auf mich einströmenden Bilder.
Erst sah ich Seth, der winkte. Hinter seinem Rücken saß ich in Angelas Kleid und redete mit Alice. Wir waren auf Rachels Hochzeit. Seth stand auf, genau wie ich. Ich drehte mich herum und wir starrten uns an.
Im nächsten Moment saßen Seth und ich unter dem Baum an den Klippen.
Renesmee fragte mich, ob ihn mögen würde, und ich wusste nicht, ob sie laut gefragt hatte, oder durch ihre Bilder. Kurz nickte ich und konzentrierte mich dann wieder darauf, Seth und mir beim Tanzen zuzuschauen.
Renesmee hatte uns die ganze Zeit beobachtet.
Langsam verblassten die Impressionen der Hochzeit, aber die Bilderflut nahm nicht ab. Ich sah Jacob und Seth, die mit ihr spielten, die kleine Claire, mit der sie Hand in Hand am Strand entlang ging, Edward und Bella, die sie liebevoll umsorgten. Sie zeigte mir ihre gesamte, wundervolle Familie. Alle, die für sie da waren, die sie liebten. Die Kleine ließ mich spüren, wie sehr auch sie sie alle liebte. Doch ihre Bilder wurden dunkler.
„Was zeigt sie ihr?“ Ich hörte Seth gedämpft und neugierig fragen.
Wie lange sah ich Renesmee schon zu? Ich konnte es nicht sagen.
„Alles“, sagte Edward. Er schien fasziniert und ich war mir sicher, dass auch er die Bilder sah. „Sie hat ihr alle Erinnerungen an euch beide gezeigt, die ganze Familie vorgestellt und erzählt ihr jetzt ihre Geschichte.“
Ihre Geschichte.
Jacob, der sich von Anfang an um sie gekümmert und sie geliebt hatte; ihre Familie, die versuchte, sie zu verteidigen; viele fremde Gesichter, die sich um sie versammelten; böse, dunkle Gestalten, die ihre Familie zerstören wollten; Freunde, die bereit waren, für sie zu kämpfen und zu sterben. Renesmees noch so junges Leben war bewegend.
Ihre Bilder wurden wieder freundlicher und fröhlicher. Sie zeigten Chief Swan und Seths Mum, Emmett und die wunderschöne Rosalie, Sam und Emily, Alice und Jasper, Esme und Carlisle, Sie und Jake, Bella und Edward, und das letzte Bild, das ich sah, zeigte Seth und mich.
Benommen sah ich wieder in ihr kleines Gesicht. Ein vollkommeneres Kind konnte es nicht geben.
Renesmees Hände lagen wieder auf ihren zarten Beinchen und sie lächelte mich erwartungsvoll an.
„Wow“, brachte ich hervor. „Das … das war sehr … beeindruckend. Wie hast du das gemacht?“
Ihr Grinsen wurde breiter. „Ich habe Mums und Dads Talente geerbt, nur umgedreht. Ich kann jedem meine Gedanken zeigen.“
„Wow.“ Sie war wirklich etwas ganz besonderes, wie Chief Swan gesagt hatte, als ich das erste Mal von ihr gehört hatte.
Lächelnd schaute ich zu Seth. Jetzt hatte ich wirklich keine Angst mehr vor den Cullens. Renesmees Bilder hatten mir im wahrsten Sinne des Wortes die Augen geöffnet.
Seth grinste zurück. „Sie ist atemberaubend, nicht?“ Sanft schlang er die Arme um die Kleine und sie lehnte sich an seine Brust.
„Unglaublich. Warum hast du mir das nicht erzählt?“ Er hatte von Alice, Bellas, Jaspers und Edwards Fähigkeiten berichtet, aber dass auch ihre Jüngste so begnadet talentiert war, hatte er mir vorenthalten.
„Ich wollte ihr nicht die Möglichkeit nehmen, sich selbst vorzustellen. Ich kenne ihre Vorliebe dafür, das selbst zu tun.“ Seth lachte wieder auf, nahm einen Arm von Renesmee und legte ihn um mich. Entspannt lehnte ich mich gegen seine Schulter.
Die anderen vier saßen noch genauso dar, wie vor der Vorstellung ihres Sprösslings, doch ich hatte das Gefühl, dass Edwards Augen mehr strahlten. Sie sahen stolz aus. Stolz, dass seine Tochter ein so wunderbares Wesen war.
Ich konnte ihn verstehen. Er lächelte mir verlegen zu. Dann schien ihm wieder etwas einzufallen.
„Deine Vision wäre damit wohl auch geklärt, oder Alice?“
Für einen kurzen Moment schien seine Schwester verwirrt, doch die Erkenntnis kam schnell. „Ja“, sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen, „Ja, jetzt versteh ich’s.“
„Was verstehst du?“ Neugierig drehte Seth seinen Kopf zu ihr.
„Samstagabend, auf der Hochzeit. Ich hatte Amy gesehen, wie sie mit Angela den Sommer verbrachte, aber plötzlich war sie weg. Unauffindbar. Ich hatte mir gleich gedacht, dass es mit einem von euch zusammenhängen würde. Nicht viele Wesen können andere einfach so aus meinen Visionen verschwinden lassen. Diese blinden Flecke werden langsam wirklich nervig.“
In meinem Kopf hörte ich ihre Stimme. „Kennst du einen der Jungen aus La Push näher?“ Kurze Zeit später hatte ich einen näherkennengelernt.
„Oh, tut mir leid.“ Seth klang schuldbewusst.
„Du kannst direkt ja auch nichts dafür, dich trifft keine Schuld“, sagte Alice seufzend. „Man kann eben nichts dagegen …“ Sie verstummte und ich schaute neugierig zu ihr hinüber, doch erschrak sofort. Alice Blick war leer, als starrte sie in eine weite Ferne. Mir kam wieder das Bild von Samstag in den Sinn, als sie genauso aufs Meer gestarrt hatte.
So schnell, wie die Vision gekommen war, war sie auch schon wieder verschwunden und Alice sprang auf. „Jasper kommt wieder. Rose und Esme wollen noch ein bisschen in der Nähe von Seattle bleiben.“ Sie huschte zur Tür. „Wir sehn uns später.“
Im nächsten Moment war sie ohne ein weiteres Wort verschwunden.
Emmett verdrehte die Augen. „Alice.“
„Ist sie immer so … aufbrausend?“, fragte ich zaghaft. Ich empfand Alice Lebhaftigkeit ganz und gar nicht als schlechte Eigenschaft, ich war nur neugierig.
Aber Emmett lachte wieder. „Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Du müsstest sie mal erleben, wenn sie eine Party organisieren darf! Dann ist sie außer Rand und Band!“
Seth und Edward stimmten in sein Lachen mit ein. Ich hatte mir Emmett nicht so vorgestellt. Auf der Hochzeit hatte ich kaum mit ihm geredet, eigentlich gar nicht, aber nie hätte ich gedacht, dass der Muskelprotz über alles und jeden lachte.
Seths Arm löste sich sanft von meiner Schulter und er hob Renesmee hoch.
„Bella?“ Die Kleine war eingeschlafen. Ich hatte es gar nicht bemerkt.
Bella kam zu Seth herüber und nahm ihre Tochter sanft aus seinen warmen Armen. Zögernd lächelte sie mir zu. „Willst du mitkommen?“
Ich wusste zwar nicht, wo sie hinwollte, sagte aber trotzdem ja.
Ich nahm den Kopf von Seths Schulter, küsste ihn auf die Wange, ignorierte Emmetts Lachen und folgte Bella zur Treppe.
Erst in der oberen Etage sprach sie zu mir. „Ich schaue ihr gern beim Schlafen zu, weißt du. Früher hielt ich es für Zeitverschwendung, aber seit ich es selbst nicht mehr kann … es hat etwas Faszinierendes.“
Ihr warmes Lächeln riss mich sofort mit und sie sprach weiter. „Es ist zu schön, ihre bunten Träume zu verfolgen. Etwas ganz besonderes. Sie ist die einzige, die ihre Träume mit anderen teilen kann. Abgesehen von Edward, aber das ist ja etwas anderes. Er sieht alle Träume. Aber wir alle können nur Nessies Träume sehen.“
Bella blieb vor einer Tür des ebenfalls hellen Flures stehen, öffnete sie einhändig und trat ein. Ich folgte ihr.
Der längliche Raum war in einem freundlichen Gelbton gestrichen und hatte den gleichen hellen Parkettboden, wie der Flur. Die gesamte hintere Außenwand war auch hier verglast und von oben war der Blick in den Nationalpark noch atemberaubender.
Direkt an der Fensterfront stand ein Bett. Es war aus hellem Birkenholz und mit einer gelb-orangenen Bettwäsche bezogen.
Bella legte Renesmee behutsam auf die Matratze und deckte sie zu, während ich leise die Tür schloss und auf sie zu ging.
An den Wänden sah ich bunte Bilder in roten Rahmen, die nicht so aussahen, wie normale Kunstwerke von kleinen Kindern. Aber was war an Renesmee schon normal?
Hinter der Tür stand ein kleiner Schrank, ebenfalls aus Birke, daneben eine Kiste. Ich nahm an, dass sie mit ihrem Spielzeug gefüllt war.
Bella zog ein kleines orangefarbenes Sofa, das dem Bett gegenüber stand, näher an Renesmees schlafenden Körper heran und bedeutete mir, mich zu ihr zu setzen. Sie lächelte verträumt ihre Tochter an.
„Warum nennt ihr sie eigentlich alle Nessie?“, fragte ich flüsternd.
Bella lachte kurz auf, dann strich sie ihrer Kleinen eine der bronzefarbenen Locken hinters Ohr.
„Jacob war der Meinung, Renesmee sei ein viel zu langer und umständlicher Name, also beschloss er kurzerhand sie nach dem Monster von Loch Ness zu benennen.“ Sie verdrehte die Augen, doch ich sah, dass es ihr nicht allzu viel ausmachte. „Ich war zu der Zeit … unpässlich. Es war kurz nach ihrer Geburt.“
„Ja, Seth hat mir davon erzählt.“ Natürlich hatte ich wissen wollen, wie Bella zu einer Unsterblichen geworden war.
„Ja. Als ich dann wieder bei Bewusstsein war, hatte Jake ihren neuen Namen schon so weit verbreitet, dass ich keine Chance mehr hatte. Aber ich habe mich dran gewöhnt und bin ihm nichtmehr böse.“
Ich dachte an Jacobs fröhliche Art und fragte mich, ob man ihm überhaupt böse sein konnte.
„Ich finde, Renesmee ist ein wunderschöner Name.“
„Sie ist nach ihren Großeltern benannt. Renesmee für Renée und Esme, Carlie für Charlie und Carlisle.“ Sie lächelte noch immer.
„Wunderschön“, murmelte ich und schaute der Kleinen ins Gesicht. Ihre lavendelfarbenen Augenlider waren friedlich geschlossen.
Vorsichtig nahm Bella ihre Hand und beugte ihr Gesicht herunter. Kurz verharrte sie in dieser Position und lauschte gespannt Renesmees Träumen. Dann hob sie ihren Kopf wieder an und lächelte mir zu. „Sie träumt von euch.“
Ich schaute Bella verdutzt an und beugte mich ebenfalls zu Renesmees Hand hinunter. In dem Moment, als ich ihre Handflächen wieder an meine Wangen legte, tauchte ich in ihre Träume ein.
Es war hell und die Sonne schien. Sie blendete richtig. Ich erkannte die Reflektion des Wassers. Wir waren am Strand.
Ich sah die Welt durch Renesmees Augen. Sie saß auf Jacobs Schultern und blickte zu zwei Gestalten, die Hand in Hand am Ufer entlang schlenderten. Seth und ich.
Wir sahen glücklich aus und lachten. Bei diesem Bild musste ich automatisch grinsen.
Nessie beugte ihren Kopf zu Jakes Ohr und flüsterte: „Sie sind genauso toll, wie wir!“
Ich hörte Jacobs Lachen und spürte Renesmees Freude, es zu hören. „Ja, Nessie, sie sind genauso toll, wie wir!“
Dann nahm er sie von seinen Schultern, damit er sie so halten konnte, dass sie durch die Luft flog, wenn er sich drehte. Nessie hatte keine Angst, sie genoss es.
Kurz darauf war sie wieder in Jakes Armen und die beiden beobachteten Seth und mich, wie wir lachend durch das seichte Wasser rannten.
„Ich mag sie“, sagte Nessie und die Freude kam diesmal von ihr und von mir.
Das Nächste, das ich sah, waren bunte Schmetterlinge, die über eine Wiese am Rand eines hohen Berges flatterten.
Der nächste Traum.
Vorsichtig legte ich Nessies Hand wieder auf die Decke und lehnte mich in die Sofakissen.
„Du hast eine bezaubernde Tochter, Bella.“
Sie seufzte. „Ja, ich weiß. Aber sie wird so schnell groß …“
„Sie wird dich immer lieben, da bin ich mir sicher. Für immer und ewig.“
Bella lächelte. „Ich glaube, da könntest du Recht haben …“ Sie blickte wieder auf Nessie und streichelte sanft über ihre Wangen. Ihr schlafendes Gesicht, das dem einer Puppe ähnlicher war, als einem Menschen, formte sich zu einem glücklichen Lächeln.
Wir beide betrachteten sie eine ganze Weile schweigend, bis Bella plötzlich seufzte.
„Jake kommt“, sagte sie erklärend. „Er wird uns bestimmt sofort ablösen wollen.“
Im nächsten Augenblick stand sie bereits an der Tür und öffnete sie.
Jacob hatte gerade nach der Klinke greifen wollen.
„Bella!“, sagte er lächelnd und umarmte sie. Über ihre Schulter hinweg sah er zu mir und sein Grinsen wurde noch breiter. Er ließ Bella los und kam auf mich zu. „Hey, Amy!“, sagte er leise.
„Hi Jake.“
„Ich glaube, Seth wartet schon auf dich. Vielleicht solltest du mal nach ihm gucken.“
„Ich lass euch mal alleine.“ Schnell kletterte ich vom Sofa.
Seth wartete auf mich.
Jacob nahm meinen Platz ein, und noch bevor Bella die Tür hinter uns geschlossen hatte, lag sein großer Kopf neben Nessies.
Bella und ich gingen gemeinsam wieder zur Treppe; unten schien der Fernseher zu laufen.
Kaum konnte man die Sofas sehen, waren auch schon die Blicke von zwei der drei Anwesenden auf uns gerichtet. Seths Augen strahlten wieder und ich konnte mir ein kurzes Lachen nicht verkneifen. Er sah aus, wie eben in Nessies Traum. Glücklich.
Edward lächelte seine Bella an, ebenfalls glücklich.
Ich fragte mich, ob in diesem Haus jemals jemand unglücklich war. Bei soviel Liebe kam mir das unmöglich vor.
Einzig Emmett schien uns zu ignorieren.
Schien.
Sein Blick war starr auf den Flachbildschirm gerichtet, aber ich sah dieses Grinsen in seinen Augen, als wartete er nur wieder auf die Gelegenheit, sich zu amüsieren.
Hinter Seth blieb ich stehen, schlang ihm meine Arme um den Hals und küsste ihn in sein schwarzes Haar.
Er roch so verdammt gut!
Seth gab ein wohliges Seufzen von sich und bog meine Hände so zur Seite, dass er aufstehen konnte. Neben mir blieb er stehen, verschränkte seine heißen Finger wieder mit meinen und küsste meine Lippen. Nur ganz kurz, dann blickte er wieder zu den anderen.
Emmett grinste immer noch heimtückisch, Bella und Edward saßen verschlungen auf der Couch.
„Wir gehen dann mal, Leute“, rief Seth und führte mich zur Tür.
Er hatte sie gerade geöffnet, da brüllte Emmett plötzlich „Touchdown!“, und verfiel in ein ohrenbetäubendes Gelächter.
Edward und Bella seufzten, Seth verdrehte die Augen. „Komm“, sagte er leise, zog mich aus dem Haus und ich hörte Emmett noch einmal aufheulen vor Lachen.

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